TV-Info (MDR): | Der Film "Boten von der Geisterinsel" ist die 75. Folge der Reihe "Abenteuer Zoo". Seit der ersten Ausgabe 1992 war "Abenteuer Zoo" in den Tiergärten von 30 Ländern auf fünf Kontinenten unterwegs. In der Jubiläumssendung dreht sich alles um die Hilfe europäischer Zoos für die bedrohte
Tierwelt Madagaskars. Madagaskars bedohte Wälder Die Insel Madagaskar liegt im Indischen Ozean vor der Ostküste Afrikas. Sie ist die viertgrößte Insel der Welt. Bereits vor 150 Millionen Jahren wurde sie von Afrika und vor 90 Millionen Jahren von Indien getrennt. Durch diese lange, isolierte Entwicklung entfaltete sich auf der Insel eine sehr eigenständige Tier- und Pflanzenwelt. Ursprünglich war die Insel vermutlich fast komplett bewaldet. Mittlerweile sind von den Regenwäldern
nur noch 4% erhalten. Ein Großteil der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft und gewinnt den fruchtbaren Boden durch Brandrodungen. Allerdings geben die Felder bereits nach zwei bis drei Ernten keine Erträge mehr und neue Ackerflächen sind wieder nötig. Die Abholzung der Wälder bedroht auch die Tierwelt, zum Beispiel Mungos, Schleichkatzen und Kattas. Die Roten Varis, eine Gattung der Lemuren, sind sogar vom Aussterben bedroht, da sie ausschließlich auf der Masoala-Halbinsel leben.
17.000 Quadratkilometer madagassische Waldfläche stehen mittlerweile unter Schutz. Ein großer Schritt für eines der ärmsten Länder der Welt. Die größten zusammenhängenden Regenwaldflächen, die noch existieren, liegen auf der Masoala-Halbinsel im Nordosten von Madagaskar. Sie sind Teil des größten Nationalparks Madagaskars, dem Parc National de Masoala. Das Naturschutzgebiet wurde 1997 gegründet und gehört seit 2007 zum Weltnaturerbe der UNESCO. EAZA - Europäischer Verband der Zoos und
Aquarien Um die Artenvielfalt Madagaskars zu erhalten, hat der EAZA eine Kampagne gestartet, an der sich mehr als 160 zoologische Gärten Europas, darunter elf deutsche, beteiligen. Sie informieren ihre Besucher über die Problematik in diesem Land und sammeln Geld für Naturschutzprojekte. Der Durrell-Zoo auf Jersey Der Durrell-Zoo auf der Ärmelkanalinsel Jersey hat es sich zum Beispiel zur Aufgabe gemacht, vom Aussterben bedrohte Tierarten unter artgerechter Haltung
nachzuzüchten, bis sie in freier Wildbahn ausgewildert werden können. Er ist zehn Hektar groß und beherbergt 20 Tierarten. Auch vor Ort, auf Madagaskar, trägt der Zoo durch finanzielle Unterstützung dazu bei, Gebiete des ursprünglichen Lebensraumes gefährdeter Arten unter Schutz zu stellen, die Bevölkerung aufzuklären, Schulen zu bauen und die medizinische Versorgung zu verbessern. Die Masoala-Regenwaldhalle des Zoos Zürich Auch im Zürcher Zoo wurde ein Stück Wildnis geschaffen,
das es ermöglicht, die bedrohte Tier- und Pflanzenwelt Magagaskars unmittelbar zu erleben. Auf 11.000 Quadratmetern wurde hier ein tropischer, immergrüner Tieflandregenwald angelegt - eine künstliche Landschaft, die dem Masoala-Nationalpark sehr nah kommt. 2003 wurde die Halle eröffnet. Seitdem besuchen jährlich rund zwei Millionen Menschen die Regenwaldhalle. An Wochenenden bietet der Zoo sogar geführte Wanderungen und Abenteuertouren an. Über Stege, Hängebrücken und verschlungene Pfade
können sich die Besucher den Dschungel erschließen. Die Tiere bewegen sich hier frei. Sie bekommen täglich Futter, können sich aber auch von den Früchten, die in der Halle wachsen, bedienen. Über 20.000 Pflanzen bilden den Zürcher Regenwald. Zur Erstausstattung gehörten gut 25 kg Samen von 150 Arten aus Madagaskar. Tiere kamen aber nur wenige direkt aus dem Masoala-Nationalpark. Für ein optimales Hallenklima sorgt die ökologische Haustechnik. Ihr Herzstück ist eine Beregnungs- und
Wasseraufbereitungsanlage, die das Regenwasser vom Foliendach aufnimmt und in zwei 500-Kubikmeter-Zisternen leitet. Es wird geklärt und auf 20 Grad Celsius erwärmt. Danach kann man es in der Halle, je nach Jahreszeit mehr oder weniger, regnen lassen. Für die 80 Prozent Luftfeuchtigkeit bei 28 Grad Celsius sorgt Wasser aus Nebeldüsen. Täglich verbraucht die Halle rund 80.000 Liter. Der Zürcher Zoo möchte seine Besucher informieren, aufklären und gern auch anregen, selbst einen Beitrag zum
Naturschutz zu leisten. Er zeigt Ursachen für das Verschwinden der Wälder auf und informiert über Projekte, die mithelfen, den Wald zu erhalten. Deshalb fließen zwei Prozent des Erlöses aus Eintritt, Souvenirshop und Zoogaststätte direkt in die Unterstützung des Masoala-Nationalparks. Um die Natur Madagaskars aber dauerhaft erhalten zu können, wird auch nach dem Ende der Kampagne der europäischen Zoos viel Hilfe und Unterstützung nötig sein. |
Kommentar: | Erstmals widmet die Reihe Abenteuer Zoo eine Folge nicht einzelnen Zoos, sondern speziell einem übergreifenden Thema. Längst haben die fortschrittlicher denkenden Zoos den weltweiten, menschengemachten Artenschwund zu ihrem zentralen Thema gemacht. Seit vielen Jahren startet der europäische Zooverband jedes
Jahr eine Informations- und Unterstützungskampagne für ein besonders wichtiges Naturschutz-Thema. So ist es folgerichtig, die Kampagne 2006/07 zum Schutz der Tierwelt Madagaskars anhand der Aktivitäten einiger ausgewählter Vorreiterzoos zu zeigen. Zürich und Jersey sind dabei unbestritten in Europa in vorderster Front und können mit ihren vielen Tierarten aus dem Inselstaat und ihren Spezialgehegen auch besonders gut portraitiert werden. Ebenso wie der Zoo der madagassischen
Hauptstadt Antananarivo waren Jersey und Zürich bereits früher Gegenstand einer Abenteuer-Zoo-Folge, doch hat sich seither so viel dort getan, daß die Überschneidungen gering sind. In Zürich spielt die gesamte Folge ohnehin ausschließlich in der riesigen, 2003 eröffneten Masoala-Halle. Dort nahm man sich Zeit, nicht nur etwas über die Hintergründe der Tierhaltung samt IR-Überwachung und Bewässerung zu zeigen, sondern sich auch für jene Tiere auf die Lauer zu legen, die auch der
geduldigste Besucher kaum je zu Gesicht bekommt: Die versteckt lebenden Kleintiere und die “Nachtschicht”. “Masoala” ist nicht nur zugleich auch der Name eine Nationalparks auf Madagaskar; die Kooperation geht viel weiter bis zur direkten Unterstützung des Naturschutzes vor Ort durch die Züricher. Auf Jersey wurde einmal mehr das durch Geldmangel leider sehr geschundene International Training Centre vorgestellt, in dem nunmehr Genarationen junger Naturschützer aus der ganzen Welt
ausgebildet wurden. Auch in Deutschland gibt es eine ganze Reihe Zoos, die sich für Madagaskar engagierten und es zumeist auch nach dem Ende der Kampagne weiterhin tun; genannt seien nur Heidelberg, Landau, Walsrode und Berlin. Es soll aber auch nicht verschwiegen sein, daß deutsche Zoos sich mit Naturschutzthemen leider oft noch schwer tun, so nahm mit 11 Zoos weniger als ein Viertel der deutschen EAZA-Mitglieder überhaupt an der Kampagne teil, während es europaweit inkl. Osteuropa
beinahe die Hälfte war. 2008 ist das Jahr des Frosches, nicht nur als EAZA-Kampagne, sondern als globales Aktionsjahr gegen die rapide Ausrottung von Amphibien weltweit. |